In Rom angekommen ging ich zur Pilgerherberge, die etwa 2,5 km vom Vatikan entfernt liegt. Der Weg dorthin führte am Tiber entlang und ich ließ mir Zeit, da ich erst um 15:00 in die Herberge konnte. Durch meinen Kopf wirrten alle möglichen Gedanken und langsam begriff ich erst, dass es vorbei ist.

In der Herberge wurde ich von den freundlichen Helfern in die Gegebenheiten eingewiesen. Es gab ein großes Hallo mit neu angekommenen und bereits anwesenden Pilgern.

Abend um 19:45 gab es eine zerimonielle Fußwaschung für alle neu angekommenen Pilger. Insgesamt waren heute 12 Fußpilger angekommen. Zwei Brasilianer, eine Weißrussin, drei Deutsche und sechs Italiener.

Anschließend ging es zum Abendessen, das bereits im Speisesaal vorbereitet war. Bei Wein und einem guten Essen wurde noch lange das Ende der Pilgerschaft gefeiert. Einige, darunter auch Massimo, planten bereits die nächste Tour.

Am nächsten Morgen brachen einige Pilger um 6:30 auf, um zur Papstaudienz zu gehen. Drei weitere Deutsche und ich hatten Spezialkarten für das Podium in der Nähe des Papstes.

Als wir von oben auf die einströmenden Pilgermassen herab blickten, sahen wir in der ersten Reihe ein bekanntes Gesicht. Ottfried Fischer, schwer von seiner Krankheit gezeichnet, saß dort im Rollstuhl. Tobias und ich riefen Otti und winkten. Er winkte kurz zurück und lächelte ein bisschen. 

Um 9:45 kam dann der heilige Vater im Papamobil und fuhr die durch die Reihen der Pilger. Ab und zu hielt er an um Kinder zu segnen und auf die Stirn zu küssen. Anschließend ging er auf das Podium und hielt eine Ansprache, die dann in die wichtigsten Sprachen übersetzt wurde. Dies und die Begrüßung von Pilgergruppen aus der ganzen Welt nahm die meiste Zeit ein. Anschließend ging der Papst noch zu einigen Personen und begrüßte sie persönlich. Dabei kam er auch an Otti Fischer vorbei und begrüßte auch ihn. Leider sind die Fotos, die ich dabei gemacht habe, nichts geworden, da mich die Sonne zu stark geblendet hat.

Nach der Audienz sollten wir alle den Peterplatz wieder verlassen. Ich fragte einen Schweizer Gardisten ob es nicht möglich sei von hier aus gleich in den Petersdom zu gehen, da wir doch schon eine Sicherheitskontrolle gemacht hätten. Ein diensteifriger, italienischer Polizist machte uns jedoch unmissverständlich klar, dass wir raus müssen und uns unten wieder an der langen Schlange zu einer erneuten Sicherheitskontrolle anstellen sollten. Das kann verstehen wer will, ich jedenfalls nicht. 

Da ich keine Lust hatte mich erneut ewig lange anzustellen, wollte ich auf eine Besichtigung des Petersdoms verzichten. Auf dem Weg zum Ausgang kam mir eine Besuchergruppe entgegen und ich mischte mich unauffällig darunter und kam als einer der Ersten in den Dom. 

Um 13:00 holten Rolf, Tobias und ich unsere Rucksäcke in der Herberge und gingen gemeinsam zum Bahnhof, wo wir uns herzlich verabschiedeten. Die anderen beiden fuhren mit dem Zug heim und ich ging in ein Hotel in der Nähe des Bahnhofs. Von dort werde ich morgen früh nach dem Frühstück auch zum Bahnhof gehen und heim fahren.

Freue mich schon auf die Zugfahrt, denn ich komme da an Orten vorbei, an denen ich vor Wochen südwärts gegangen bin. Durch die Zugreise bekommt man auch ein Gefühl für die Entfernung, die man gegangen ist.

 

Die Fußwaschung im Hof der Herberge. 

Auf dem Podium neben dem Stuhl des heiligen Vaters.

Otti Fischer, schwer von seiner Krankheit gezeichnet. Er hatte kaum Kraft zu winken.

Papst Franziskus fährt durch die Reihen der Pilger.

Aufbruch zum Bahnhof im Hof der Herberge. Tobias in voller Pilgermontur und Ralf (links in der Tür).

Die Stempel in meinem Pilgerpass.

Das Testimonium. Eine Urkunde, die man bekommt wenn man mindestens die letzten 150 km zu Fuß, oder 250 km mit dem Rad zurück gelegt hat.