7. Mai 2019

Mein erster Gehtag in Venetien war auch mein letzter in den Alpen und sie verabschiedeten sich von ihrer schönsten Seite. Das Tal wurde immer enger und links und rechts waren atemberaubende Steilhänge und immer der Fluß Brenta in der Nähe.

Zwar ließ sich die Sonne nur ab und zu blicken, jedoch regnete es nicht und die Temperatur war erträglich.

Je näher ich meinem Tagesziel Bassano del Grappa kam umso breiter wurde das Tal und die Steilhänge gingen in bewaldete Hänge über. Am Ziel angekommen waren die Berge ganz verschwunden. 

Ich werde ab jetzt zwei Wochen flach durch die Poebene gehen und bin mir sicher, die Berge bald zu vermissen, so sehr ich sie auch manchmal verflucht habe.

Die engste Stelle des Tales. Hier müssen der Fluß, die Bahn, die Straße und der Radweg durch.

Diese Schlucht war auch schon immer strategisch wichtig. Zuletzt wurden in Cismon del Grappa im Jahr 1915 Befestigungsanlagen gebaut.

Auf dem Fluß waren viele Raftingboote unterwegs.

Puh nochmal Glück gehabt. ;))

Gemeint ist, dass gefangene Fische nicht getötet werden dürfen. Sie müssen zurück gesetzt werden.

In der Italienischen Sprache haben sich viele Anglizismen eingebürgert. So hört man z.B. sehr oft das okay, statt dem üblichen Si.

Die berühmte Brücke von Bassano del Grappa. Ponte vecchio (Alte Brücke) oder Ponte degli Alpinisti (Brücke der Gebirgssoldaten). Der letzte Ausdruck kommt davon, dass sich die Soldaten auf der Brücke von ihren Liebsten verabschiedet haben, als sie in die Schlacht zogen.

Il bacchio (der Kuß). Ein Soldat verabschiedet sich von seiner Liebsten.

8. Mai 2019

Gestern habe ich ganz vergessen zu schreiben wieviele Kilometer ich gelaufen bin. Es waren eigentlich 32, aber nachdem ich in der Jugendherberge eingecheckt hatte wollte ich mich noch mit Proviant versorgen. Die Suche nach einem Supermarkt gestaltete sich schwierig. Nachdem ich an gefühlten 50 Modegeschäften und 30 Souvenirläden vorbei gelaufen bin, habe ich endlich einen gefunden. 

Somit kommen nochmals mindestens eine 5 km zu meinem Tagespensum hinzu.

Heute lief ich 33 km nach Pizzuolo sul Brenta. Der Weg verlief wieder größtenteils am Brenta entlang. Die letzten Tage bin ich so gut wie ausschließlich auf Asphalt gelaufen, heute ging es auch auf Pfaden und Wiesenwegen entlang. Eine Wohltat für die Füße.

2 km vor dem Ziel fing es an zu regnen und ich erreichte mein gebuchtes Bed and Breakfast etwas naß.

Zum Teil ging es durch parkähnliche Auwälder.

Ausnahmsweise mal kein Schnee, sondern Samen von den Weiden.

Villa Contarini in Piazzolla.

9. Mai 2019

Heute ging es auf ähnlichen Wegen wie gestern 27 km nach Padua. Leider regnete es fast den ganzen Vormittag und ich fand keinen trockenen Platz um eine Pause einzulegen. Erst nach fast 20 km kam ein Cafe in dem ich mich ausruhen und mich stärken konnte.

Die beiden netten Bedienungen waren sehr an meinem Weg interessiert und verabschiedeten mich herzlich.

Anschließend kam die Sonne zum Vorschein und es folgte für mich eine schlimme Strecke.

Durch die Vororte ging es im Verkehrsgetümmel nach Padua hinein. Ich bin morgen froh wenn ich die Stadt wieder verlassen kann. Ich mag keine Städte und für mich schauen alle gleich aus. Kennst du eine, kennst du alle!

An der Basilika des heiligen Antonius angekommen, ging ich nach einem schnellen Foto zum gebuchten B+B, wo ich von der Besitzerin herzlich empfangen wurde.

Nach dem Duschen und der Wäsche ging ich nochmals zur Basilika und zum Grab des heiligen Antonius.

Typisch für diese Gegend sind die schlanken, hohen Kirchtürme, die an Saturn-Raketen erinnern.

Am Ziel angekommen.

Leider meinte der Fotograf das Pflaster sei intereessanter als die Basilika.

Die beeindruckende Basilika des heiligen Antonius.

10. Mai 2019

Beim Frühstück konnte ich mich heute mal wieder auf Deutsch unterhalten. Eine Studentin, die auch hier übernachtet hatte, ist in München geboren und lebt seit 18 Jahren wieder in Italien. Wir führten bei einem großartigen Frühstück zusammen mit der Betreiberin des B+B eine nette Unterhaltung.

Dann führte mich mein Weg 22 km nach Monselice. Aus der Stadt raus ging es genau so grausam wie gestern rein. Autos über Autos und Menschenmassen, alle mit an der Hand angewachsenem Smartphone.

Als ich die Stadt endlich hinter mir hatte, ging es dann immer an einem Kanal entlang bis zum Ziel.

Unterkunft fand ich in einer Jugendherberge.

Ich werde oft gefragt wieviele Kilometer ich am Tag laufe. Die Antwort ist schwer, denn die Marschleistung richtet sich immer nach den Übernachtungsmöglichkeiten. Am liebsten wären mir Tagesstrecken von 30 - 35 km. Wegen fehlender Unterkünfte muss ich dann oft schon nach 20 km aufhören, oder ich müsste 45 km und mehr laufen. Solche langen Strecken möchte ich meinen geplagten Füßen noch nicht zumuten.

Hier in der Poebene sind die Unterkünfte rar und dementsprechend schauen auch die Tagesetappen in den nächsten Tagen aus.

Eines der schönsten Geschenke für einen Pilger, wenn die Wasserflasche bereits seit einigen Kilometern leer ist.

So ging es heute fast den ganzen Tag dahin. In den nächsten Tagen wird es nicht viel besser werden.

11. Mai 2019

Nach einer schrecklichen Nacht in einer Jugendherberge mit lautem Türknallen und Lärm bis ein Uhr Nachts, machte ich mich morgens etwas unausgeschlafen auf dem Weg.

Heute ging es 27 km fast nur auf Asphalt nach Rovigo. Gestern ging ich etwas schwer, aber heute konnte ich meinen Schnitt von ca. 5,3 km/h halten. 

Die Wege waren sehr eintönig. Links und Rechts nur Maisfelder und ab und zu ein Entwässerungskanal. 

Um 13:30 kam ich im gebuchten Hotel an. Als die Chefin sah, dass ich ein Pilger bin, ließ sie mir 30 € auf den Zimmerpreis nach. Eine noble Geste.

Da ich früh dran war, ist heute große Wäsche angesagt. Ich hoffe dass bis morgen alles trocken wird.

 

Einen alten Bekannten habe ich heute wieder getroffen, den ich vor einer Woche in Trient zum letzten Mal sah. Der Etsch, oder Adige wie er hier heißt, hat sich mittlerweile zu einem großen Fluß entwickelt.

Er ist nach dem Po der zweitgrößte Fluß Italiens. Er mündet nördlich des Mündungsdelta des Po ins Adriatische Meer.

12. Mai 2019

In der Nacht hatte es kräftig geregnet und ich ging heute bei leichtem Nieselregen los. Später fing es dann heftiger an zu regnen und der kräftige Wind ließ alles noch kälter fühlen. 

Heute ging es zwar nur 21 km nach Polesella, aber bei dem Wetter war es trotzdem kein Vergnügen.

Irgendwie habe ich mir Italien wärmer vorgestellt. Ich bin jetzt schon zwei Wochen in Italien und es war noch kein Tag dabei an dem es mehr als 20 Grad hatte. Und es soll laut Wetterbericht auch so weiter gehen.

Heute ging ich wegen mangelnder Rastplätze ohne Pause durch. 

Auf dem Weg kam ich heute zum ersten mal an den Po und ging einige Kilometer auf einen Damm entlang. Durch die Bäume war der Fluß die meiste Zeit verdeckt, erst kurz vor dem Ziel ließ er sich blicken.

Morgen werde ich ihn überqueren und bin dann bereits in der dritten italienischen Provinz Emilia Romagna.

Unterkunft fand ich in einem B&B.

Es ging wieder viel an Kanälen entlang.

Der Mohn fühlt sich auch nicht wohl bei dem Wetter.

Erst kurz vor dem Ziel ließ sich der Po blicken.